30-05-2008
Im Interview: Bundestrainer und Präsident der NRHA Germany, Kay Wienrich: „Die erfolgreichen Reiner der EM 2007 sind für die WM-Longlist gesetzt.“ / „Ein großer Verband muss immer gesprächsbereit sein.“

Kay Wienrich (Schwalmtal) ist Bundestrainer und Präsident der knapp 3.000 Mitglieder zählenden National Reining Horse Association (NRHA) Germany. Er trainiert den A- und B-Kader und ist gesamtverantwortlich für die Disziplin Reining. Geboren im April 1957 übernahm er vor der WM in Aachen 2006 das neu geschaffene Amt des Bundestrainers. Der gelernte Einzelhandelskaufmann gestaltete aber auch auf Verbandsebene die Geschicke und Entwicklung als FEI- und FN-Disziplin mit. Als Aktivensprecher gehört er seit dem Jahr 2000 dem FN-Fachbeirat Reining an. Seit 2004 ist er im Disziplinbeirat Reining des DOKR in Warendorf tätig. Damit nicht genug: seit März 2007 steht der „Mann der ersten Stunde“ im Westernreitsport auch an der Spitze der NRHA Germany. Zu den Qualifikationskriterien vor den Weltmeisterschaften in Italien, aber auch zu seiner Rede auf der Jahreshauptversammlung in Kreuth, befragte Hans-Peter Viemann den Bundestrainer und Funktionär Kay Wienrich.
? In letzter Zeit machten die Reiner durch beachtenswerte Ergebnisse auf sich aufmerksam. Beginnen wir deshalb mit den Vorbereitungen auf die Weltmeisterschaften in Italien. Wie sehen die Qualifikationskriterien aus.
Kay Wienrich: Als Qualifikationskriterien stehen für die Reiner vier CRI’s, wobei zwei Teilnahmen Pflicht sind, auf dem Programm. Den Mannschaftsmitgliedern bei den Europameisterschaften in Mooslarque wurde allerdings auf Grund ihrer Erfolge signalisiert, dass sie bei guten Saisonleistungen auf die Liste für die Weltmeisterschaften dieses Jahres gesetzt werden. Nach Auswertung aller Ergebnisse wird dann die endgültige Longlist erstellt. Das Team für Italien wird nach einem geplanten Lehrgang in Warendorf nominiert.
? Warum wurde der DOKR-B-Kader so stark verkleinert. Fehlen etwa qualifizierte Reiter. Wie beurteilt der Bundestrainer die Reiter-Pferde-Kombinationen in der zweiten Reihe.
Wienrich: Gegenüber dem Spring- Dressur- und Vielseitigkeits-Kadern, die auf sehr vielen CHIO oder CSIO ihren Leistungsstand zeigen können, sind es für die Reiner nur vier CRI’s Turniere wo diese Möglichkeit besteht. Deshalb haben wir den Kader verkleinert. Das soll aber nicht heißen, dass jetzt für alle anderen Reiter die Türen für internationale Championate zugeschlagen sind. Durch gute Leistungen auf den verschiedenen Shows können sie sich weiterhin für höhere Aufgaben empfehlen.
? Aus Reiterkreisen ist zu hören, dass bisher vor den Championaten immer wieder die Selben Namen zur Nominierung in ihrem Notizbuch standen. Es wird gar von „Lieblingen“ des Trainers und von Einwirkungen der Sponsoren gesprochen. Was sagen sie dazu.
Wienrich: Die Auswahlkriterien sind klar definiert: Es werden die Leistungen der Reiter und ihrer Vierbeiner bewertet. Punktum. Das beste Beispiel dafür ist Sylvia Rzepka. Sie hat sich durch gute Vorstellungen wieder nach vorne in den engeren Kader geritten. Die Einflussnahme durch Sponsoren entbehrt jeder Grundlage. Dies ist hundertprozentig nicht der Fall, absoluter Quatsch.
? In den Tageszeitungen wird über den Westernreitsport nur selten berichtet. Somit bleiben tägliche Millionen-Auflagen ungenutzt. Ein Grund ist: in den Pressemitteilungen und Ergebnislisten sämtlicher Vereine/Verbände sind meist keine Ortsangaben der „Hauptdarsteller“ aufgeführt. Ist die Problematik eigentlich bekannt und sind Änderungen in Sicht. Wie wichtig ist die Öffentlichkeitsarbeit nach ihrer Einschätzung.
Wienrich: Beginnen wir mit der Öffentlichkeitsarbeit. Sie ist für alle Sportler – aber auch für die kleineren Sportverbände sehr wichtig, denn dadurch wird der Bekanntheitsgrad ohne Zweifel gesteigert. Bezüglich einer Ortsangabe sämtlicher Reiter auf den Teilnehmer– oder Ergebnislisten sehe ich allerdings große datenschutzrechtliche Bedenken. Es wird nicht einfach sein die Adressen generell – und ohne Erlaubnis der einzelnen Sportler geht es meines Erachtens schon gar nicht – einzubringen.
? Nun nach Kreuth und zur NRHA Germany. Ihre Äußerungen auf der JHV klangen so, als ob der Anschluss an die NRHA USA schon eine beschlossenen Sache ist, und es nur noch um Detailfragen ginge. Meines Wissens haben doch die Mitglieder der NRHA Germany 2006 und 2007 einen Anschluss mit Mehrheit abgelehnt. Woraus beziehen sie und der Vorstand jetzt den Auftrag in dieser Sache tätig zu werden.
Wienrich: Diese Aussage habe ich so nicht bemacht. Fakt ist aber, dass es einen Dialog zwischen mir und der NRHA USA gegeben hat und zwar in der Form, dass sich die Amerikaner bei mir gemeldet haben. Wir vertreten in unserem Verband sehr viele Mitglieder und müssen deshalb auch immer gesprächsbereit sein, wenn es darum geht unsere Sportart des Reitens weiter nach vorne zu bringen. Bemerken möchte ich noch, dass in der amerikanischen NRHA auch nicht alles hundertprozentig nach Wunsch verläuft. Der Verband hat meines Wissens einige Probleme- und somit manches aufzuarbeiten.
? Wenn jetzt ein Anschluss gewollt ist, erklären sie bitte, wo sehen sie inzwischen Übereinstimmungen und wo bestehen unterschiedliche Auffassungen. Und in wieweit ist ihr Verband bereit Zugeständnisse zumachen.
Wienrich: Es gibt noch keine Übereinstimmungen und somit auch keine Zugeständnisse. Die Amerikaner wissen aber sehr genau, dass es ohne einen so großen Verband wie die NRHA Germany, international gesehen, in vielen Angelegenheiten für die NRHA USA schwierig wird. Deshalb denke ich, dass die Gespräche auch im Sinne der beiden Organisationen wichtig sind. Anschließend werden sich die Verbände beraten. Und dann sehen wir weiter.
? Gibt es ein Papier, wo die derzeitigen Satzungs- und Turnierregel mit den vorhandenen Abweichungen aufgelistet sind. Und gibt es zu allen Unterschieden eine dezidierte Meinung wie das Problem zulösen ist.
Wienrich: Nein. Wir werden uns zusammensetzen und zunächst einmal in einem persönlichen Gespräch die Übereinstimmungen, gemeinsamen Satzungs- und Turnierregeln- und so weiter, sondieren. Danach wird man nach Anhaltspunkten suchen müssen, wo keine allzu großen Differenzen bestehen. Und wenn dann beide Seiten an einer gemeinsamen Lösung interessiert- und auch zu Zugeständnissen bereit sind, werden die Gespräche auch zu einem Erfolg führen.
? Wie werden die Verhandlungen weitergehen? Mit einem Forderungskatalog direkt an die NRHA USA. Oder über andere Kanäle wie AQHA/DQHA oder Reining Deutschland.
Wienrich: Wir haben in unserem Vorstand klare Vorstellungen wie wir aufeinander zugehen sollten. Das nächste Gespräch mit der NRHA USA ist für Mitte dieses Jahres geplant. Es gibt keine anderen Kanäle die wir einschalten werden. Zudem ist wichtig: es sollte nicht zu einem Konkurrenzkampf mit dem kleineren Verband, der Reining Deutschland, kommen. Wir sollten gemeinsam nach Wege zum Wohle des Reiningsports suchen und auch erarbeiten. Nicht umsonst heißt es „Einigkeit macht Stark“.
Foto: FN Warendorf
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