07-01-2008
QH-Today-Das aktuelle Interview: diesmal mit NCHA Germany Jahreschampion Ohlly Ohlhoff

Wie wir bereits im Dezember meldeten, wurde Michael 'Ohlly' Ohlhoff mit seiner TRISH LA DISH Jahreschampion der NCHA Germany sowohl in Open als auch in Non Pro. Es war nicht der erste Erfolg, denn Ohlly war bereits 2006 Highpoint Non Pro und Deutscher Meister Non Pro. Grund genug, ihn, der auch derzeitiger Sportwart der NCHA ist, einmal im Interview vorzustellen.
QHT: Ohlly, man kennt Dich aus der Cutting Szene, aber was machst Du eigentlich beruflich?
Ohlhoff: Ich mache bei Bear Family Records die Betriebsleitung, d.h. von DTP, also Erstellung der Kataloge und Anzeigen, bis zur Reparatur des Gabelstaplers fällt alles in meinen Aufgabenbereich, das ist auch grade das schöne an meinem Job.
Nachdem ich mich als Profi-Musiker 10 Jahre in der Weltgeschichte rumgetrieben habe, bin ich vor vielen Jahren zu Bear Family Records gekommen. Damit bin ich weiter im Musikbusiness geblieben, nur kam das Geld von nun an regelmäßig, was ein nicht zu verachtender Vorteil war. Leider musste ich damit auch „sesshaft“ werden, was wiederum nicht ganz so einfach war. Entschädigt werde ich während der Turniersaison ein wenig. Wenn ich mit den Pferden unterwegs bin, ist es fast wie früher auf Tour zu sein.
QHT: Wie bist Du überhaupt zum Cutting / Westernreitsport gekommen?
Ohlhoff: Mit dem Westernreiten habe ich im zarten Alter von 17 Jahren angefangen - aber auch wirklich nur angefangen. Das erste Pferd, das ich jemals geritten habe, war ein Paint. Ich habe vorher nie englisch oder ähnliches geritten. „Richtig“ reiten gelernt habe ich bei Oliver Salzmann und Uwe Röschmann. Bei Uwe habe ich mir dann 1997 mein erstes Cutting Pferd gekauft - Gunny – Gun Fun, eine 1989 geb. American Quarter Horse Stute aus einer Tochter von Gay Bar King und Enkel von Mr. Gunsmoke. An dieser Stelle - ein grandioses Pferd.

QHT: Also ging's bald schon aufs Turnier?
Ohlhoff: Sollte man meinen, aber damals hatte ich ehrlich gesagt überhaupt keine Lust aufs Showen. Ich wollte eigentlich meine Ruhe haben. Als Musiker hatte ich genug Erfolg, und die Pferde waren so eine Art Therapie für mich, um einfach „runterzukommen“ bzw. ruhiger zu werden. Somit hatte wir, meine Pferde und ich, viel Spaß. Später habe ich meine ersten Fohlen großgezogen und bin ab und an zu Oxbow Stables zum Cutten gefahren. Als es Oxbow nicht mehr gab, bin ich halt Reining geritten.
So, bis zu dem Tage, vor ein paar Jahren, als ich im QHJ einen Artikel über die Ranch Horse Versatility gelesen habe. Es dauerte keine 30 Minuten, und ich hatte mich für den ersten Ranch Horse Kurs bei Wayne Meason angemeldet und zwei Tage später für das erste RHV-Turnier bei Volker Laves. Nun, und von da an – war alles anders – der Kurs war super, das Turnier lief auch ganz gut.
Kleine Episode am Rande: während des Trail mussten wir das Pferd verladen, nun mit Gunny gar kein Problem, Pferd rauf und beim runtergehen tritt sie auf einen Zügel und das Ding reißt ab. Das war der Moment, wo Jan, der das erste RHV-Turnier gerichtet hatte sagte: „mal sehen was der Cowboy jetzt macht“. Ich habe die Reste eingesammelt, alles ans Sattelhorn gebunden und bin den Rest des Trails, immerhin noch die Hälfte, mit einem Zügel geritten und bin noch im Trail platziert worden. Gunny ist ein grandioses Pferd.
Durch dieses Turnier und weitere RHV-Turnier die folgten kam ich zum Turniereiten und somit wieder zum Cutting.
QHT: Von wem hast Du in all der Zeit am meisten gelernt?
Ohlhoff: Am meisten gelernt habe ich von meinen Pferden, dann kommen Uwe, Vern, Wayne und viele andere.
QHT: Bei wem trainierst Du momentan?
Ohlhoff: Ich trainiere zwei bis dreimal im Jahr, wenn ich es schaffe, in Amerika auf der Anlage von Uwe Röschmann. Wir haben in Germany das große Problem, dass es nicht genügend Cutting Trainer gibt und schon gar nicht bei mir hier im Norden unserer Republik.
QHT: Du warst im letzten Jahr überaus erfolgreich. Wie schaffst Du es bei einem stressigen Beruf, überhaupt zu trainieren?
Ohlhoff (lacht): Das frage ich mich jeden Tag. Ich bewirtschafte neben meinem Job Haus und Hof alleine: füttern, misten, reiten, dazu kommen noch meine Rinder, zwei Hunde, Hühner und ein Kaninchen. Es klappt nur, weil ich mich immer auf das Wesentliche konzentrieren muss, d.h ich tauche bei den Turnieren nur mit einem Pferd auf, im Training beschränke ich mich auf das Wichtige; ich werde 2008 mehr RHV-Turnier reiten und dadurch halt weniger Cutting Turniere.
Es ist ein Balanceakt und wenn dann, wie dieses Jahr, eine Woche vor der Deutschen Meisterschaft der NCHA, mir meine Bandscheibe rausfliegt und mein Bein gelähmt ist, wirft mich das schon ziemlich zurück.
Alle meine Pferde laufen jeden Tag im Paddock oder auf den Wiesen. Geritten werden sie in der Saison drei bis viermal die Woche, zur Vorbereitung auf schwere Turnier auch schon fünf mal - mehr schaffe ich momentan nicht.
QHT: Wie bist Du zu Deiner TRISH LA DISH gekommen?
Ohlhoff: Ok, how to make a long story short: Gunny ist nun fast 19 Jahre alt, und ich brauchte ein neues Pferd. So habe ich Uwe in USA angerufen und ihm gesagt: solltest du jemals ein Pferd wie Gunny sehen, nur jünger, und es zum Verkauf stehen, ruf mich an! Aber auch wirklich wie Gunny, alter Stocktyp, klar im Kopf, gutes Aussehen usw. Es dauerte eine Weile, aber dann kam der Anruf. In USA würde genau das Pferd auf mich warten, genau wie Gunny nur jünger. Also habe ich Uwe gesagt, ab zum Vet. Check; den hat sie bestanden, und schon hatte ich Trish gekauft, ohne sie je vorher gesehen , ohne sie je geritten zu haben. Und was soll ich sagen, sie ist wie Gunny!!! Ich liebe dieses Pferd.

QHT: Welche besonderen Eigenschaften hat sie? Gibt es irgendwelche Besonderheiten bei ihr im Training?
Ohlhoff: Schwer zu sagen, sie ist ein knüppelhartes Sensibelchen. Und wehe, du machst als Reiter einen Fehler, dann viel Spaß…
QHT: Deine zukünftigen Pläne? Du hast ja schon für Bremen (15./16. Februar) gemeldet...
Ohlhoff: Glaube, ich war der erste, der genannt hat. Allerdings weiß ich noch nicht, wie es mit dem Fuß nach der Bandscheibensache wird. Der ist immer noch nicht in Ordnung. Und dann schauen wir mal, mit Sicherheit werde ich die nächste Saison ruhiger angehen lassen.
QHT: Jetzt mal eine Frage an Dich als Sportwart der NCHA:
wie siehst Du die derzeitige Cutting Szene in Deutschland?
Ohlhoff: Tja, soll ich ehrlich sein? Die deutsche Cutting Szene wäre ein Traum, wenn sich gewisse Personen mehr um ihre Pferde und ihren Sport kümmern würden als über andere herzuziehen. Da werden in Foren unqualifizierte Kommentare zum besten gegeben, ohne sich vorher gründlich zu informieren. Glücklicherweise sind es nur ganz, ganz wenige, aber sie haben keine Ahnung, was sie damit anrichten. Das scheint leider ein typisch deutsches Problem zu sein, denn es ist nicht nur bei den Cuttern so. Da muss man sich nicht wundern, wenn niemand mehr Ehrenämter in Vereinen übernehmen will.
QHT: Höre ich da so etwas wie Verbitterung ?
Ohlhoff: Nein, verbittert bin ich nicht, eher auf dem Boden der Tatsachen angekommen. Als ich den Job als Sportwart übernommen habe, hatte ich nicht mit soviel Ignoranz gerechnet.
Cutting ist ein ziemlich teurer Sport. Darüber muss man sich einfach im Klaren sein. Cutting wird nie so verbreitet in Deutschland wie Reining oder andere Reitsportarten sein, aber Cutting ist für die Zuschauer einer der populärsten Westernreitsportdisziplinen.
QHT: Wir haben da einiges Ernüchterndes gehört - wie sieht es mit dem Positiven aus ?
Ohlhoff: Oh doch, es gibt viel Positives zu berichten. Wir müssen uns im internationalen Vergleich nicht verstecken. Man muss nur mal unsere seit langen Jahren erfolgreich reitenden Leute sehen, wie die Familie Döring, die Familie Hünnekens, die Familie Kuhn, Familie Niedostatek, Familie Schouwenberg, um nur einige zu nennen. Auch unsere Neulinge haben sich super geschlagen, siehe Rudolf Dahm, Lutz Lennartz und Peter Saal - alle drei in den Highpoint Listen.
Es gibt sehr viele Dinge die die NCHA dieses Jahr „angeschoben“ hat. Wir haben z.B. in NCHA of USA approved Show weit mehr als ca. $ 15.000 an Preisgelder ausgeschüttet. Unsere Reiter bekommen wieder Credits in den USA. Dieses Jahr haben Paul Derrez, Torsten Grätz, Uwe Oser und meine Wenigkeit den Achievement Award der NCHA of USA bekommen. (Hoffe habe Keinen vergessen)
Wir hatten acht Highpointshows, unsere Webseite wird monatlich von ca. 10.000 Besuchern gesehen, das SBP der NCHA (Stallion Breeding Program) läuft gut an, es gab sehr konstruktive Kooperationen mit der DQHA und der APHA, wie die Q7 und die Richterschulung der APHA und der NCHA oG, dies nur ein kleiner Abriss des Jahres 2007. Aber vor allen, werden wir wieder, eine grandiose Saison 2008 vor uns haben.
QHT: Wir bedanken uns für das Interview
Das Interview führte Ramona Billing für QH-today
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