12-06-2007 Über die Schulter geschaut – Turnieralltag bei Oliver Wehnes
Eine Fahrzeugkolonne rollt gen Meckesheim, zwei Geländewagen mit Pferdeanhängern und ein Wohnmobil, ebenfalls mit einem Anhänger im Schlepptau. Man „reist“ ganz normal, ohne Transport der Pferde in einem Großtransporter. „Meckesheim ist praktisch unser Heimspiel“ sagt Kerstin Wehnes. So steht das Turnier bei Oliver Wehnes auch jedes Jahr auf dem Plan – ungeachtet der Tatsache, dass das Turnier als „Schlechtwetterturnier“ bekannt ist. Schon Wochen vorher beginnen im Trainingsstall Wehnes die Vorbereitungen, die erledigt Kerstin Wehnes für die Kundenpferde. Das Nennen der Pferde, den Transport und die Betreuung vor Ort gehören ebenso zu den Dienstleistungen die der Stall bietet, wie auch das Überwachen der Impftermine und die Administration. Natürlich muss vor der Abfahrt eine Menge gepackt werden. Im Hause Wehnes herrscht klare Arbeitsteilung. Während sich Kerstin um das Beladen des Wohnmobils mit Kleidung, Nahrungsmitteln, Showoutfit etc. kümmert, besteht Olivers Part darin, sich um die Pferdeangelegenheiten zu kümmern. Alles was zu dieser Kategorie gehört, nimmt der Trainer selbst in die Hand. Da müssen die Sättel und das Zubehör kontrolliert und eingepackt werden. Mittlerweile sind sie ein eingespieltes Team und alles läuft wie am Schnürchen.
So erreicht die Karawane dann am Mittwoch das Turniergelände von Meckesheim. Auf das Team aus Kandel-Minderslachen warten bereits Boxen im Stallzelt. Die wurden diesmal vorsorglich gebucht – ein weiteres verregnetes Turnier mit den Jungpferden im Anhänger soll es nicht mehr geben. Auch fast alle Pferdebesitzer sind mit von der Partie und packen fleißig mit an. Da ist Iris Maisch, deren junge Stute Jokers Bobbie Jo von Oliver Wehnes vorgestellt wird. Sie möchte die Stute später selbst reiten. Hanna Roll, mit ihrem 9-jährigen Gay Poco Special, der für sein Alter noch top-fit in Form ist, sieht ihren Kerl gerne unter dem Trainer laufen. Ja und dann ist da auch Jutta Schaller, die mit dem Kauf ihrer Ausnahmestute Pepperlou Jackie wirklich ein gutes Händchen hatte. Eigentlich reitet sie auch selbst, aber sie „teilt“ die Stute auch gerne mit Oliver Wehnes.
Hans Bauer hat Star Leo San Badger gekauft, damit er ihn später selbst vorstellen kann Er war der einzige, der an diesem Wochenende nicht dabei sein konnte. Der erste Tag bringt der Crew allerdings noch kein richtiges Turnierfeeling. Es regnet unaufhörlich und man wartet auf besseres Wetter – einfach zuviel Zeit zum Trübsaal blasen. Der nächste Tag soll dafür umso besser werden: Star Leo San Badger wird im Trail bei der Jungpferdeprüfung Vierter. Abends kann der zum besten Jungpferd 2006 auserwählte Sohn von Star G Grand Peppy, immerhin noch den achten Platz in der Basis für sich sichern. Die Stute Jokers Bobbie Jo erreicht hier unter Oliver den dritten Platz. Geschafft, der Donnerstag liegt hinter ihnen – nachdem die Pferde versorgt sind, kann der Trainer sich seiner weiteren Aufgabe widmen: dem Coaching seiner Reitschüler, die auch am Turnier teilnehmen. Hier ist er gefordert ein paar Tipps mit auf den Weg zu geben, Manöverkritik zu üben bzw. mit aufmunternden Worten beiseite zu stehen und erst wenn alle Fragen beantwortet sind, kann sich der Trainer in sein Wohnmobil zurückziehen und den Rest des Feierabends genießen.
Der Freitag beginnt bereits um 7 Uhr – wobei es heute mit dem Aufstehen leichter ist. Das Wetter hat sich schon gebessert und das hebt auch die Stimmung in der Crew. Die Jungpferde Reining steht auf dem Programm. Leo hat sich schon besser eingelebt und das merkt man dann auch in der Arena. Oliver Wehnes reitet ihn auf den zweiten Platz. Auch Bobbie schafft es auf den 8. Platz und kann sich somit Hoffungen auf die German Open in Kassel machen. Und Zwischendurch darf das Abreiten nicht vergessen werden – das geht schon mal zu Lasten des Mittagessens. Es folgt noch der Senior Trail LK1 und die Senior Western Riding LK1. Gay Poco Special, gar nicht müde, belegt erst mal den 1. Platz im Trail und den 2. Platz in der Western Riding. Das ist ein toller Tag für Hanna Roll – die Besitzerin ist sichtlich gerührt.
Die Prüfungen für Oliver sind gelaufen – aber auch bei den Schülern hält Oliver Wehnes ein Auge drauf, nur so kann er später gezielt an den Manövern arbeiten. Ein weiterer Tag endet mit einem guten Gefühl – es läuft gut und er kann mit sich zufrieden sein.
Der Samstag wird dann stressig – alles geht Schlag auf Schlag: Als erster startet Leo in der Junior Reining. Ein Spin kostet die beiden einige Punkte – aber dennoch ein 8. Platz. Oliver tauscht Leo gegen Speedy für die Western Riding. Wenn man bedenkt, dass die beiden erst seit ein paar Wochen probieren, schlugen sie sich tapfer. Sie werden Vierter! Senior Reining mit Pepperlou Jackie. Die Stute hatte sich bereits auf dem Maimarktturnier von ihrer positiven Seite gezeigt – und das war der erste Auftritt. Ein solider Ritt ohne Risiko reicht nun für den zweiten Platz – was will man mehr. Da freut sich dann auch die Jutta. Nachdem sich Leo im Junior Trail mit den zweiten Platz die „halbe“ Qualifikation für Kassel geholt hat, geht Familie Wehnes an diesem Abend müde und zufrieden mit ihren Kindern, die nun aufgrund des besseren Wetters auch an Bord sind, in ihr Wohnmobil zum Schlafen. Die 8jährige Kim und der 5jährige Julian sind übrigens von klein auf immer dabei. Das Campen beim Turnier ist ja total aufregend für die beiden. Sie sind super stolz auf ihren Papi und wollen deshalb immer überall dabei sein.
Am Sonntag ist es dann so heiß, dass einige wohl lieber ins Freibad gehen würden. Aber da muss man durch. Denn Anfang macht Oliver heute mit Speedy im Senior Trail. Speedy meistert die Hindernisse tapfer und nach der Siegerehrung bleibt Hanna mit ihrem Pferd an der Hand als Letzte stehen und bekommt ihren Pokal überreicht: ERSTER.
Mittlerweile sitzt Oliver schon wieder auf Leo – und diesmal geht´s um die Qualifikation für die Junior Reining. Sie dürfen als Vierter von 30 Startern in die Arena reiten. Die Spins passen, die Zirkel sind wunderschön und die vier Stops bezeichnet Kerstin Wehnes als die „schönsten dieser Klasse“. Dass sie mit ihrer Meinung nicht alleine ist, bestätigt sich bei der Siegerehrung. Der erste Platz gehört ihnen.
Aber keine Zeit, sich auf den Lorbeeren auszuruhen: Pepperlou Jackie, die sieben Jahre alte Jacs on Top Tochter geht in die Qualifikation für die Senior Reining. Es beginnt mit dem Drehen, das einzige Manöver, bei dem die Stute manchmal Probleme hat. Aber heute klappt das prima. Ihre Zirkel sind sehr gut, die Stute hat eine wunderbare Art, sich zu tragen. Auch ihre Stopps sitzen. So wartete man gespannt auf die Siegerehrung, zu der Oliver Wehnes schon mal hineingerufen wird – und dann steht er wieder mal in der Reihe und wartet…. und darf sich schließlich über den dritten Pokal des Tages freuen: ERSTER
So ein tolles Turnier hat man natürlich nicht immer. Aber das Resümé von Meckesheim ist: sie hatten tolle Pferde, liebe Besitzer, fleißige Reitschüler, die stolz machen, viel Spaß, nette Leute in Meckesheim … und beim Wetter war ja auch für jeden was dabei !!! Nach so einem erfolgreichen Tag sitzt man dann gerne noch vor dem Wohnmobil mit den Besitzern der Pferde zusammen und freut sich gemeinsam über das überzeugende Ergebnis. Da wird dann auch schon mal spontan eine Flasche Sekt geköpft, wenn es die Zeit erlaubt. Auch Olivers Reitschüler konnten sich in Meckesheim beweisen und ritten sich auf die vorderen Plätze:
Dunja Storck: 5. Platz LK 1 A Jun Pleasure und ERSTER LK2/1 Q Jun PL!! 3. Platz LK 1/2 jun TH und 6. Platz LK 2/1 Q jun TH!! 4. Platz LK 1 A Sen RN und ebenso qualifiziert ind er sen RN!!
Iris Maisch: 3. Platz LK 1/2 jun TH und 2. Platz LK 2A jun RN
Anette Napp: 4. Platz LK 1 A sen TH und LK 1 sen SUHO 3. Platz KL 1 A sen WR und 2. Platz LK 2/1 Q sen WR 3. Platz LK 2/1 Q sen WH (Horsemanship)
Andrea Kraushaar: 1.Platz LK 2A jun RN und 8. Platz LK1/2 Q jun RN
Ingrid Hohn: 1. Platz LK 2A sen TH
Uwe Hohn: 2. Platz LK 3A TH
Ein langes Turnierwochenende ist geschafft und ich denke, nun wird jedem klar, dass der Profitrainerjob kein Zuckerschlecken ist. Hier wird an jedem Erfolg hart gearbeitet und so ist auch das Trainingsentgelt in jeder Hinsicht gerechtfertigt. Auf meine Frage, ob er es je bereut hat, sich mit dem Trainerjob und der Anlage selbständig gemacht zu haben, antwortet der smarte Horseman,:“ Natürlich war das ganze mal ganz anders geplant, mit einem kleinen schnuckeligen Anwesen im Grünen, von Wald und Wiesen umrandet, kleiner Stall, kleines Haus, Reithalle ….,aber dann ergab sich halt Kandel und man ist dort hängengeblieben.“ Kerstin und Oliver Wehnes haben´s nicht bereut, denn nur so kann man sich diesen „Luxus“ mit 6 eigenen Pferden und den zwei Hunden leisten. Man ist im Großen und Ganzen sein eigener Herr und hat sein schönstes Hobby zum Beruf gemacht. Mit Pferden und lernwilligen Reitschülern zu arbeiten ist halt Oliver´s Ding und jeder Tag mit den Pferden ist ein Tag an dem auch der 36 Jährige nach wie vor noch von den Vierbeinern dazu lernen kann.
Infos u. Fotos: Kerstin Wehnes
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