04-06-2007

Das Appaloosa Projekt – Spitzenforschung für das Westernpferd

In einem gemeinsamen Forschungsvorhaben, dass sie „Appaloosa Project“ genannt haben, versuchen Wissenschaftler an mehreren Universitäten in den USA und in Kanada die bisher wenig bekannte Genetik beim Appaloosa aufzuklären. Im Januar 2007 haben die Forscher auf einem US Kongress in San Diego neueste Ergebnisse aus der Studie vorgestellt.

 

Ein LP Hauptgen und weitere Erbanlagen mit Nebenwirkungen

Bereits im Jahr 2003 konnte die Studentin Rebecca Terry an der US Universität von Kentucky das Hauptgen für die Appaloosa Scheckung (Tigerscheckung, Leopard Komplex) aufdecken. Dr. Rebecca Bellone, geb. Terry arbeitet heute an der US Universität Tampa, Florida an der weiteren Aufklärung der Farbvererbung beim Appaloosa.

Das LP „Master Gen“ liegt auf dem Pferde Chromosom 1. LP muss stets vorhanden sein, damit es überhaupt zu einer Scheckung und zusätzlich dann auch zur Ausbildung der charakteristischen Appaloosa Merkmale kommt. Charakteristisch sind weiße Bezirke um die Iris, gestreifte Hufe, aufgehellte Haut „mottled“ um die Augen, Nüstern und in der Anal- und Genitalregion der Pferde. Es gibt viele Bezeichnungen für die Variation der sekundären Merkmale: leopard, few-spot, snowcap, spotted blanket, varnish roan und snowflake sind nur einige. Sie alle entstehen in Kombination von LP mit weiteren modifizierenden Erbanlagen, der „PATN Gene FAMILIY“. LP wirkt sich allerdings auf der pigmentierten und auf der unpigmentierten Haut eines Pferdes äußerlich unterschiedlich aus, ein wichtiges neues Ergebnis der Studie.

LP aktiviert die PATN Gene und diese zusätzlichen Erbanlagen bestimmen dann den eigentlichen Phänotyp bei jedem Pferd. LP ist auch verantwortlich für die reduzierte Pigmentierung in den Augen, der Haut und an den Hufen und auch für den fortschreitenden Pigmentierungsverlust im Laufe des Lebensalters der Pferde. So erklären wir uns auch die Entstehung von „varnish“ und von „snowflake“. Auch für die Ausbildung der weißen Farbkennzeichen werden beim Appaloosa zusätzliche Erbanlagen diskutiert. Pferde mit zwei LP Erbanlagen haben interessanterweise nur sehr wenig spots. Das fast weiße Pferd mit wenigen spots an den Beinen ist so immer ein LP-Doppelgenträger, „Few Spot“ genannt.

Für die eigentlichen Leopard Schecken, die stets einen hohen Anteil weißer Bezirke mit kleinen pigmentierten Bezirken im Deckhaar tragen, haben die Wissenschaftler kürzlich ein weiteres Hauptgen mit dominanter Wirkung, das PATN1 Gen, gefunden. Nach heutigem Kenntnisstand reicht hier die Gen-Kombination LP und PATN1 bei einem Pferd aus, um den Leopard-Typ (Tigerschecken) nicht nur beim Appaloosa, sondern auch in anderen Pferderassen hervorzurufen. Auch einfarbige Pferde können die PATN Gene tragen. Es wird wichtig gerade diese Pferde mit Gentests aufzudecken und dann bevorzugt zur Zucht einzusetzen.

 

 

Farbe erhalten

Die Ausprägung der Appaloosa Scheckung kann auch sehr deutlich von der Grundfarbe eines Pferdes abhängen. Füchse haben in fast allen Pferderassen häufiger äußerliche weiße Abzeichen, Braune und Rappen deutlich weniger. Doch auch die Erbanlagen für weiße Abzeichen kann man bei allen Grundfarben über mehrere Generationen aus einer Rasse ausselektieren. Durch die zunehmende Kreuzungszucht und mit dem Einsatz minimal gekennzeichneter „Roans“ verlieren die Appaloosas in einigen Zuchten zunehmend an Farbe. Der PATN Genkomplex wird nach den ersten Hinweisen der US Wissenschaftler so ausselektiert. Es erschien zunächst also wichtig, dass neben fuchsfarbenen Pferden auch möglichst deutlich bunte Braune und Rappen eingesetzt werden um diese zusätzlichen Erbanlagen für die Typausprägung zu erhalten Doch die Wissenschaftler haben jetzt auch Familienunterschiede, unabhängig von dem Grundfarbtyp, in der Farbausprägung aufgedeckt. Über 300 Pferde wurden in diese langfristige Studie einbezogen, um Gentests zu erarbeiten, die das züchterische Rätsel der Farbausprägung im Appaloosa aufklären sollen.

 

 

Nachtblindheit CSNB, Genort jetzt bekannt

Beim Appaloosa und auch in anderen Pferderassen gibt es eine genetisch bedingte Nachtblindheit, sie wird CSNB (Cogenital Sationary Night Blindness) genannt. CSNB kann sehr verschieden auftreten, von leichten Behinderungen bis zu einer vollständigen Nachtblindheit betroffener Pferde. Betroffen sind nach bisherigem Wissen nur solche Pferde, die zwei Erbanlagen für CSNB tragen. Es gibt Hinweise darauf, dass die Doppelgenträger für LP häufiger von einer ausgeprägten Nachtblindheit betroffen sind. Wahrscheinlich liegen die Gene für LP und CSNB auf einem Chromosom sehr eng zusammen. Dies wird jetzt auch durch Arbeiten am Dänischen Knabstrupper bestätigt, wo sich ebenfalls eine Verbindung zwischen dem Leopardkomplex und CSNB findet. An der Universität von Saskatchewan ist es vor kurzem gelungen, den Genort für CSNB im Appaloosa aufzudecken. Ein Meilenschritt zur Erarbeitung eines Gentests, der es den Züchtern dann ermöglichen wird, das Auftreten der Krankheit ganz zu verhindern. Die wissenschaftliche Veröffentlichung zu CSNB im Appaloosa wird für den Frühherbst 2007 erwartet.

 

Herkunft der Rasse

Ein weiteres Projekt beschäftigt sich mit dem Ursprung der Appaloosa Rasse. Mit molekulargenetischen Methoden ist es heute möglich die genetische Verwandtschaft zwischen Pferderassen und somit auch ihre Distanz sehr sicher aufzudecken. Eine eigenständige Wissenschaftlergruppe sucht auf diesem Weg nach den Verbindungen zu anderen Pferderassen. Zunächst wurden 200 Appaloosas typisiert, die sich auf Stammtiere bei Gründung des APHC zurückführen lassen. Zusätzlich werden Gemeinsamkeiten zu Pferderassen gesucht, die auch LP Genträger haben. Ein interessantes Projekt, dass über die Erbsubstanz der Pferde, den genetischen Stammbaum und damit auch die Geschichte der Rasse eingehender aufdecken wird.

 

Appaloosa Project Fanclub

Die Forschungsarbeiten im Appaloosa Project werden in den USA und Canada vordringlich mit öffentlichen Mitteln, aber auch von Züchtern und Liebhabern weltweit unterstützt. Es gibt eine eigene Internetseite (www.appaloosaproject.info), die seit März 2007 auch über wissenschaftlichen Ergebnisse informiert, wo man aber zusätzlich auch Mitglied werden kann, um die Forschungsarbeiten direkt zu unterstützen.

 

Dr. Ines von Butler-Wemken