07-02-2007

 

Stangenmikado auf höchstem Niveau

Am Samstag, den 27. Januar 2007 fanden sich sowohl Anfänger als auch bereits in Trail geübte Reiter auf der Anlage des Jugenheimer Reitvereins zu einem Kurs mit Oliver Wehnes ein.

Dabei lag das Hauptaugenmerk des Trainers auf dem sanften Heranführen der Pferde an die verschiedenen und für die Pferde noch ungewohnten Parcourshindernisse.

So ließ er die Neulinge erst einmal an die Stangen, das Tor und die Pylonen herantreten, damit sie diese beäugen und beschnüffeln konnten. Oliver Wehnes hielt die Reiter an, den Pferden nicht unnötigen Druck an den Hindernissen zu machen und ihnen genügend Zeit für die Gewöhnung zu lassen.

 

 

Im Kurs waren unterschiedliche Pferderassen vertreten. Auch bei den Reitern war das Können sehr verschieden, es gab auch zwei Umschüler aus der Sparte Reining, die mit ihren Pferden mal etwas anderes probieren wollten.

Dass es überhaupt nicht einfach ist, über eine Stange zu galoppieren, zeigten mir die Kandidaten bei ihren ersten Versuchen. Das Lope Over übte man anfänglich durch Galoppieren bis kurz vor die Stange und einem Stopp direkt vor der Stange. So gewinne man die nötige Aufmerksamkeit des Pferdes für die Stange. Nach mehreren Durchgängen mit Stopp, überrascht man das Pferd und galoppiert beim nächsten Versuch einfach mal über die Stange – und es funktioniert. Na ja - mal mehr oder weniger gut – aber aller Anfang ist ja bekanntlich schwer.

 

 

Für die Zuschauer war es sehr spannend zu beobachten, wie Oliver Wehnes mit gezielten Übungen die Trittsicherheit der noch ungeübten Pferde verbesserte. Wenn es zu Anfang des Tages noch oft und laut schepperte, so merkte man am späten Nachmittag auch bei den Anfängern, dass die Stangen viel seltener angestoßen wurden.

 

Oliver Wehnes erklärte mit vielen Beispielen aus seiner jahreslangen Praxis, was der Richter sehen möchte bzw. wie unterschiedlich die verschiedenen Fehler gewertet werden. Er betonte besonders, dass es hier vor allem auf die Folgsamkeit und Durchlässigkeit des Pferdes ankommt. Lieber einmal angestoßen, als ein widersetzliches Pferd durch den Parcours zu schieben.

Bewusst ermahnte er die Teilnehmer, nach einem sauberen Überwinden des Hindernisses eine kleine Pause einzulegen – zum Einen, um das Pferd für seine Leistung zu belohnen und zum Anderen um zu verhindern, dass das Pferd nach mehreren Durchgängen beginnt, einzelne Passagen vorwegzunehmen und nicht mehr die Hilfen des Reiters abwartet. Bei noch grünen Pferden hat eine Pause am Hindernis auch den Effekt, dass das Pferd die Brücke, das Tor oder auch nur die Stangen mit etwas Positivem verknüpft und noch mal in Ruhe betrachten kann.

 

 

Mir gefiel besonders die unendliche Geduld des Trainers, Geduld für den Mensch und vor allem für das Pferd.

Ich hatte als Beobachter vieler Turniere, diese Disziplin komplett unterschätzt. Was mir beim Zuschauen immer so einfach schien, stellte sich hier als ein exaktes und diffiziles Zusammenspiel von Disziplin, Durchlässigkeit, höchster Aufmerksamkeit und einem gewissen Hufspitzengefühl von Seiten des Pferdes heraus.

 

Die Teilnehmer waren auf jeden Fall vom Kurs mit Oliver Wehnes, der u.a. auch die Jugendmannschaft Rheinland-Pfalz der EWU trainiert, mehr als begeistert. So mancher versuchte noch schnell einen Platz in einem der nächsten Kurse auf seiner Anlage in Kandel zu erhalten. Die sind nämlich immer sehr schnell ausgebucht.

Jeder hatte sein Erfolgserlebnis und die Reiner staunten nicht schlecht, wie anstrengend so ein bisschen Stangenmikado“ doch sein kann.

Spannend wurde es dann gegen Ende des Kurstages, als Oliver Wehnes aus den verschiedenen Hindernissen einen kompletten Parcours zusammenstellte, den die Teilnehmer anschließend zu meistern hatten. Den größten Schwierigkeitsgrad sehe ich allerdings im Einprägen der richtigen Reihenfolge inklusiv der Gangart. Es schaffte schließlich jeder irgendwie den Parcours, wenn auch nicht immer in der richtigen Reihenfolge.

 

 

Übrigens ist noch zu erwähnen, dass in Jugenheim niemand verhungern oder verdursten musste, da Manfred Kröll eigenhändig den BBQ-Grill bediente und man sich an einem reichhaltigen Salatbüffet den Teller vollladen konnte. Trotz eisiger Kälte, die sich für dieses Jahr erstmalig einstellte, musste man Dank der vielen warmen Getränke nicht erfrieren.