09-10-2006

Reining à la francais - Rudy Caruso bei Meadow Mill Breeding Stable

Alle 3 Wochen treffen sich begeisterte französische Westernreiter bei Meadow Mill Breeding Stable. Fabienne Maurer und ihr Mann Jean-Luc haben sich vor einem Jahr für den ehemaligen Bauernhof nahe der deutschen Grenze entschieden. Seitdem wird hier fleißig erneuert, verändert und gebaut.

Hier züchtet die nette Französin, die übrigens sehr gut Deutsch spricht, Quarter- und Paint Horses. Neben guten Zuchtstuten hält sie auch den Quarter Horse Hengst MR JAE BAR SUGAR (DOC BAR gezogen), der beim PHCG und der NRHA Germany eingezahlt ist.

Eine riesige, helle Halle bildet den Kern der Anlage. Darin sind die Boxen, Sattelkammer, Aufenthaltsbereich und eine kleine Reitarena untergebracht. Die komplette Stalleinrichtung ist zweckmäßig und neu und wurde von der deutschen Firma Sulzberger passgenau geliefert. Man hat von dem ehemaligen Bauernhof nur noch das Grundgerüst belassen. An den Stall grenzen ca. 30 Hektar Weideland - ein Traum für jeden Pferdehalter. Patura ist hier extra angereist und hat die komplette Zauninstallation erledigt. Die Holzzäune und die Begrenzung des Reitplatzes hat eine belgische Firma geliefert. Man ist hier international und so ist auch heute das Publikum.

Ich bin extra nach Frankreich gefahren, weil man mich auf den französischen Trainer Rudy Caruso aufmerksam gemacht hatte.

Rudy kommt schon seit fast einem Jahr regelmäßig zu Fabienne, um einem bereits eingeschworenen Team von französischen Westernreitern Unterricht zu erteilen. Manche der Teilnehmer nehmen zum Teil Fahrzeiten von über einer Stunde in Kauf, um das Training mit ihrem Pferd mitzureiten.

Als ich ankomme, ist bereits die zweite Reiterin in der Bahn. Rudy nimmt sich die Schüler am liebsten einzeln vor. So kann er gezielt auf deren individuelle Probleme und die der Pferde eingehen. Vor mehr als 20 Jahren war er ein Freizeitreiter, wie so viele von uns auch, der seinen Spaß in Wald und Flur suchte.

Nur irgendwann infizierte er sich mit dem Virus des Westernreitens. Er schaute vielen bekannten Größen bei ihrer Arbeit zu, war u.a. sehr oft in Italien und betätigte sich einige Zeit auf der King Valley Ranch in Vitry aux Loges. Vor ca. 6 Jahren hängte er seinen gut bezahlten Job an den Nagel und sprang ins kalte Wasser. Das war am Anfang nicht immer einfach - es musste ja zum Leben reichen. Aber er hat seine Entscheidung trotz der Einschränkungen nie bereut. Mit seiner deutschen Frau Katharina Quinte, die u. a. Showmanagerin bei den NRHA Shows France ist, lebt er im Elsass. Gemeinsam züchten sie Quarter Horses und Appaloosa, unterhalten eine Australian Shepherd Zucht und bilden Pferde aus. Katharina Quinte betreibt daneben noch eine Internetseite über die Westernszene in französischer Sprache: www.westerntime.info.

Wenn man die Tiere allein versorgen muss, bleibt nicht mehr all zuviel Zeit für Sonstiges. Er hat im Durchschnitt 15 Pferde in Beritt - zu mehr reicht die Zeit leider nicht. Aber das soll sich aber ändern, denn zu seiner Unterstützung bekommt er bald eine Praktikantin.

Das Jahr 2006 war für Rudy Caruso besonders gut gelaufen. Zuerst erreichte er bei der World Reining Trophy/Mooslargue in der Ltd. Open den Titel Reserve Champion mit RS Boomer Chic. Bei der französischen Futurity, die am letzten Septemberwochenende ebenfalls in Mooslargue stattfand, erlangte er den Titel Champion in der NRHA France Ltd Open.

Seine Vorbilder sind unter anderem Clint Anderson, Lionel Estival, Markus Schöpfer und Andrea Fappani. Mit Oliver Stein ist er auch privat befreundet und das feiert man dann gelegentlich ausgiebig (hier wissen aber nur eingeweihte mehr?!).

Der sympathische Franzose verbringt täglich seine 11 Stunden im Sattel und hat immer noch Spaß bei seiner Arbeit. Am liebsten ist ihm das Training von jungen Pferden. Er nimmt sich für ein Reiningpferd im Durchschnitt 18 Monate Zeit - gut Ding will Weile haben. Vor 6 Monaten beginnt er keine Spins und ähnliche Manöver. Der Mann hat ein klares Konzept oder auch ein Programm, wie er mit den Jungpferden vorgeht. Natürlich kommt es vor, dass ein Pferd nicht in den Plan passt - dann muss er sein Konzept ein wenig verändern.

Wir unterhalten uns in den kurzen Pausen zwischen dem Training. Wenn er dann wieder zu seinem nächsten Schüler geht, legt er den Schalter um und konzentriert sich wieder total auf das Duo. Er erklärt seinen Schülern genau, worauf es ihm ankommt - und wenn´s sein muss auch mit Händen und Füßen. Dabei bleibt er aber stets ruhig und sachlich.

Man merkt ihm an, dass er seine Arbeit und die Pferde liebt - und ich denke, dass es seine Schüler, ob Mensch oder Pferd, spüren.

Beim Fabienne´s Gruppe sind alle Ausbildungslevels vertreten: ein Turnierreiter, der mit seinem 5jährigen Hengst den letzten Schliff für zukünftige Reiningpatterns benötigt, die Freizeitreiterin, die mit einem gerade angerittenen Westernpferd auch ihre Anfänge im Westernreiten macht, Jugendliche, die mit dem Westernreiten beginnen, es gibt Problempferde, bei denen er am Boden Hilfestellung gibt. Rudy erwähnt beim Unterrichten, dass man die Bodenarbeit oft verkennt. Wer aber vom Boden aus sein Pferd beherrscht, hat im Sattel meist keine Probleme mehr. Die Verständigung muss halt da sein.

Auch wir haben mit der Verständigung bald keine Probleme mehr - bei Kaffee und Gebäck wird in Französisch-Englisch-Deutsch quer Beet gefachsimpelt - französische Reiter haben übrigens die gleichen Sorgen und Nöte wie wir auch. Rudy Caruso hält seinen Unterricht übrigens ebenso flüssig in englischer Sprache.

Nach der letzten Reitstunde verabschiede ich mich von diesem netten Team und der wirklich herzlichen Fabienne. Rudy Caruso danke ich für die vielen Eindrücke und das interessante Gespräch zwischen den Unterrichtseinheiten.

Ganz lieb gegrüßt sind von mir noch alle, die ich dort kennenlernen durfte: u.a. Cathy, Claudia, Francois, Jenny, Julie, Dylan .....

Noch einige Bilder:

Sollte sich jemand für Pferde aus Frankreich, Training, Beritt oder Unterricht interessieren, habe ich nachfolgend die Kontaktadressen: